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Kletterpflanzen – Infos, Tipps und Wuchsformen

Grüne Wände und Mauern, blühende Rosenbögen oder märchenhafter Grünbewuchs an Laubengängen: Kletterpflanzen sorgen sowohl im Garten als auch im Haus für besondere Gestaltungshighlights. Und das in einer erstaunlichen Vielfalt. Denn die eine typische Kletter- oder Schlingpflanze gibt es im Grunde nicht. Stattdessen dominieren hier vielfältige Wuchs- und Erscheinungsformen.

 

Was sind Kletterpflanzen?

Als Kletterpflanzen bezeichnet man Pflanzen, die nicht an einem aufrechten und stützenden Stamm oder Leittrieb wachsen, sondern eine pflanzenspezifische Klettertechnik zum Abstützen nutzen. Aus diesem Grund benötigen sie entweder eine stabile Kletterhilfe als Wuchsstütze oder aber eine stützende Nachbarpflanze bzw. Baukonstruktionen. Als klassische Wuchshilfen dienen:

  • Bäume
  • Klettergerüste
  • Mauern
  • Querstreben
  • Rankgitter
  • Säulen
  • Seilsysteme
  • Staundenhalter
  • Torbögen
  • Wände   
  • Zäune

 

In freier Natur nutzen kletternde Pflanzen häufig Baumstämme als Wuchshilfe. Das sorgt mitunter aber auch für Probleme. Denn ab einem bestimmten Wuchsumfang können die Gewächse Pflanzenteile von Stützpflanzen wie Wurzeln oder Äste abwürgen. Im schlimmsten Fall stirbt die Stützpflanze sogar vollständig ab.

Auch entwickeln viele Kletterpflanzen ohne Wuchshilfe einen kriechenden Wuchs und überwuchern damit weitflächig den Boden. Dieser bekommt folglich kein Sonnenlicht mehr ab, wodurch Nachbarpflanzen vermehrt verdrängt werden.

Besser ist es daher, spezielle Wuchshilfen wie Rankgitter oder Klettergerüste für die Kultur von Kletterpflanzen zu nutzen. Sehr hoch und ausladend wachsende Kletterer bedürfen gar großflächiger Stützfassaden. Handelt es sich um eine kleinwüchsige, krautig wachsende Kletterpflanze, geben Staudenhalter ihrem Wuchs die nötige Stabilität.

 

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Waldrebe als ziervolle Kletterpflanze am Pflanzenbogen | © Das Grüne Archiv

Arten von Kletterpflanzen

Kletterpflanzen entwickeln je nach Art bis zu 300 m lange Triebe. Als Wuchsform lassen sie sich dabei nur schwer einer bestimmten Pflanzenart zuordnen.

Es gibt sowohl krautig wachsende Kletterer als auch verholzende und halbverholzende Kletterpflanzen, die dann als Lianen bezeichnet werden. Darüber hinaus ist der Kletterwuchs nicht bei jeder Pflanze gleich. Nachstehend ein Überblick zu den wichtigsten Arten und Klettertechniken:

 

Selbstklimmer

Selbstklimmer sind meist verholzende Kletterpflanzen. Sie besitzen spezielle Kletterorgane, mit denen sie an ihren natürlichen Standorten entlang von Felswänden oder an Bäumen wachsen. Im Garten können sie daher problemlos selbstständig Pergolen, Zäune, Mauern und Hausfassaden erklimmen. Unterschieden wird zwischen zwei Formen von Kletterorganen:

  • Haftwurzeln: z.B. bei Efeu, Glockenrebe, Kletterhortensie oder Kletterspindelstrauch
  • Haftscheiben: z.B. bei Trompetenblatt oder Wildem Wein

 

Weil selbstklimmende Kletterpflanzen bei Wahl eines geeigneten Standortes keine Wuchshilfe benötigen, zählen sie zu den anspruchslosen Varianten der vertikalen Begrünung. Gerade größere Fassaden wie Hausmauern oder großflächige Grundstücksbegrenzungen werden immer wieder gerne mit Selbstklimmern begrünt.

Allerdings verursachen die Pflanzen mit ihren vor Wuchskraft strotzenden Kletterorganen gelegentlich Schäden an der Bausubstanz. Insbesondere bei verputzten Mauerflächen könnte dies die Wärmedämmung der Wände beeinträchtigen. Mit Blick auf mögliche Bauschäden durch Fassadenbegründung sollte die Kultur der Selbstklimmer daher wohl überlegt sein.

Zudem lässt sich an das Mauerwerk bei üppiger Begründung durch Selbstklimmer nur schwer heran kommen. Die verholzenden Pflanzen müssen zur Reparatur oder Bearbeitung der Fassaden ggf. umfassend ausgeschnitten werden.

 

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Das Kultgewächs unter den Kletterpflanzen: der Efeu | © Das Grüne Archiv

Gerüstkletterer

Gerüstkletterer wachsen in freier Wildbahn bevorzugt an Baumstämmen oder auf Totholz. Sie können nicht selbstständig frei stehen und besitzen ohne Stütze einen eher kriechenden bzw. hängenden Wuchs.

Im Unterschied zu den Selbstklimmern begrenzen verwendete Stützkonstruktionen bei Gerüstklimmern die zu begrünende Fläche. So lassen sich im Falle einer aufwändigen Fassadenbegrünung Schäden am Mauerwerk vermeiden.

Die Wuchsformen der Gerüstkletterer sind mitunter sehr vielseitig. Unterschieden wird einerseits je nach Wuchsrichtung zwischen Linkswindern, Rechtswindern und Alleswindern. Andererseits spielt die Klettertechnik bei der Einteilung der Gerüstkletterer eine besondere Rolle.

 

Rankpflanzen

Wie der Name schon sagt, halten sich Rankpflanzen mittels Rankorganen an ihren Stützpflanzen und Rankhilfen fest. Bestens bekannt dürfte hier die Bohnenranke sein. Ihre korkenzieherähnlichen Ranken umwinden die Stützhilfe, wodurch sie einen aufrechten Wuchs entwickeln kann. Insgesamt sind folgende Rankpflanzen für den Garten von Bedeutung:

 

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Eine wichtige Kletterpflanze aus der Obstkultur: die Weinrebe | © Das Grüne Archiv

Schlingpflanzen

Schlingpflanzen werden auch gerne als Winder bezeichnet, weil ihre Klettertechnik auf einem sich windenden Wuchs beruht. Als Wuchshilfe bevorzugt werden darum konische Säulen oder rundliche Gerüststäbe. Je nach Windungsrichtung lassen sich drei Formen der Schlingpflanzen unterscheiden:

  • Rechtswinder: z.B. Hopfen, Geißblatt
  • Linkswinder: z.B. Blauregen, Pfeifenwinde
  • Alleswinder: z.B. Prunkwinde, Schlingknöterich

 

Spreizklimmer

Diese Kletterpflanzen erlangen an Kletterhilfen einen aufrechten Wuchs, indem sie verspreizte Triebe ausbilden. Häufig besitzen sie zudem Widerhaken oder Dornen, die an der Wuchshilfe für verbesserten Halt sorgen. Sehr beliebte Spreizklimmer im Garten sind unter anderem:

 

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Auch viele Rosenarten sind Kletterpflanzen | © Das Grüne Archiv

Wurzelkletterer und Lianen

Der Begriff „Liane“ wird häufig sehr unscharf zur Abgrenzung tropischer Kletterpflanzen benutzt. Einige Autoren zählen ausschließlich verholzende Kletterpflanzen zu den Lianen. Andere Quellen beschreiben auch klassische Wurzelkletterer, Luftwurzler und Hängepflanzen aus dem Bereich der tropischen Zimmerpflanzen als Liane, darunter:

 

Tipps zur Gestaltung mit Kletterpflanzen

Je nach Herkunft und Winterhärte eignen sich Kletterpflanzen entweder für den Garten oder für die Indoor-Kultur. Klassische Beispiele für Kletterpflanzen im Garten sind natürlich Gemüsepflanzen wie Bohnen, Erbsen und Kürbisse. Während Bohnen und Erbsen dabei häufig in Staudenhaltern oder an Rankgerüsten fixiert werden, überlässt man den Kürbis wegen seiner schweren Früchte gerne einem kriechenden Wuchs im Bodenbereich.

Unter den Obstpflanzen sind es maßgeblich Weinreben, Brombeeren und Himbeeren, die als kletternde Gehölze bekannt sind. Ein regelmäßiger Erziehungsschnitt an den Fruchtgehölzen ist dabei ebenso wichtig wie die frühe Anbringung einer Rankhilfe.

 

Blauregen, Wisteria
Rankende Lianenpagode aus Blauregen

Beliebte Zierpflanzen für den Garten stellen unter den Kletterpflanzen vor allem Blauregen, Efeu, Kletterrosen, Kletterhortensien, Waldreben und Wilder Wein. Gerade in Rosenbögen und als Begründung für Mauern und Hauswände finden sie relativ häufig Verwendung.

Tipp: Efeu und Wilder Wein stellen zwei der beliebtesten Kletterpflanzen zur Fassadenbegründung. Blauregen lässt sich durch gezielten Schnitt sogar in Strauch- oder Baumform überführen.

Der kriechende Wuchs mancher Kletterpflanzen macht sie im Freiland weiterhin zu idealen Bodendeckern. Das gilt zum Beispiel für Efeu oder die Waldrebe. Speziell Efeu lässt sich außerdem auch als Zimmerpflanze halten. Gemeinsam mit Baumfreund, Efeutute und Fensterblatt lassen sich hier so manche eindrucksvolle Konzepte für den Indoor-Dschungel umsetzen.

 

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Klassische Zimmer-Liane: die Efeutute | © Das Grüne Archiv

Die richtige Rankhilfe für Kletterpflanzen

Ob die Wuchshilfe für Kletterpflanzen besser aus Holz oder aus Stahl-Seilen bzw. Klettergerüsten aus Metall besteht, ist abhängig vom Verwendungszweck. Dabei bestimmen letztlich die Nutzung und das Gestaltungsziel über die Wahl der richtigen Kletterhilfe.

  • Staudenhalter: Vor allem Gemüsepflanzen wie Bohnen oder Erbsen profitieren von einem sogenannten Staudenhalter. Alternativ ist auch ein Kletterturm denkbar, der aus einem pyramidenförmigen, einem konischem Rankgitter oder einer zeltförmigen Stabkonstruktion bestehen kann.
  • Rankgitter: Ebenfalls häufig in Gebrauch sind netzartige Konstruktionen wie Stahlgitter und Netzgitter aus Stahl-Seilen. Manche spannen auch einfach eine Leitschnur aus Kunststoff in geeigneter Höhe, an der sich die Kletterpflanzen dann entlang hangeln können.
  • Beetzaun: Der Beetzaun ist dem Rankgitter sehr ähnlich, je nach Hersteller aber auch in Bogenform oder mit kunstvollen Verzierungselementen erhältlich. Daneben lassen sich Gartenzäune und Balkongeländer als zaunähnliche Kletterhilfe nutzen.
  • Pflanzenbögen: Eine sehr massive Konstruktion stellt unter den Kletterhilfen der Rosenbogen bzw. Pflanzenbogen. Er wird bevorzugt mit Zierpflanzen aus dem Bereich der Kletterpflanzen bestückt, zum Beispiel Kletterrosen oder Waldreben. Doch auch Weinreben, Wilder Wein und Efeu eignen sich als Bepflanzung.
  • Mauern und Wände: Unter den Kletterhilfen aus Stein sind Steinmauern besonders beliebt. Ebenso kommen Hausfassaden und Außenwände von Garagen, Gartenlauben oder Gartenhäusern als Stützelemente in Betracht.

 

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Bohnenranken an Kletterhilfe | © Das Grüne Archiv

Mit Blick auf Kletterpflanzen im Indoor-Bereich sind die möglichen Kletterhilfen ein ganz besonderes Hilfsmittel zur originellen Raumgestaltung. In Frage kommen sowohl Wandhalterungen (z.B. für Hängekörbe, Spiegel oder Wandlichter), Türrahmen und Vorhangstangen als auch Möbelstücke wie Regalkonstruktionen und Bettgestelle.

Wichtig: Die jeweilige Kletterhilfe darf nicht in die Pflanzentriebe einwachsen. Zur Vorbeugung sollte man Kletterpflanzen rechtzeitig zurückschneiden bzw. die Kletterhilfe zurücksetzen, um Vitalitätsverlust oder gar Totalausfall zu vermeiden.

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